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Gruppenarbeit

  1. Inhaltsverzeichnis

    1. Inhaltsverzeichnis
    2. Vorwort / Einleitung
    3. Entstehung und Geschichte
    4. Prinzip
    5. Steuerung
    6. Vorteile
    7. Probleme
    8. Nachteile
    9. Fazit
    10. Quellen

  2. Vorwort / Einleitung TOP

  3. Die folgenden Ausführungen zum Thema Gruppenarbeit spiegeln meine persönliche Meinung wieder. Deshalb ist es durchaus möglich, daß der Text nicht mit derzeitigen Lehrinhalten übereinstimmen. Da das komplette Gebiet neben organisatorisch und psychologischen Aspekten noch viele andere Bereiche berührt, kann diese Ausarbeitung nur einen Teil bzw. nur die grundsätzlichen Konzepte und Probleme beleuchten.

  4. Entstehung und Geschichte TOP

  5. Nach dem 2. Weltkrieg ergab sich für viele Volkswirtschaften die Notwendigkeit zum Neuaufbau der Wirtschaft. In Japan entstanden dabei besondere Formen der Arbeitsorganisation, die wegen ihres Erfolges heute weltweit als Vorbild angesehen werden. Dabei wurde diese Entwicklung durch verschieden Voraussetzungen wie:

    • hierarchischer Aufbau des gesamten Lebens
    • amae -> (jap.)"...bedeutet den Zwang sich einer Gruppe zu beugen." [1]
    • Komplexe Verhaltensmaßregeln im gegenseitigen Umgang
    • Giri (jap. etwa "Bürde der Pflicht") "Die Last der Verpflichtung gegenüber deinem Herrn und jedermann sonst, der dir einen Gefallen erweist" [2]
    • konsequente Übertragung der Lehren Sun Tsus auf die Wirtschaft
    • für Wirtschaft und Krieg gelten die selben Regeln [3]

    bestimmt.Aus diesem kulturellen Kontext heraus bildeten sich Systeme in der Produktion, die in erster Linie durch Verantwortlichkeit sich selbst, seiner Leistung und der Gruppe gegenüber gekennzeichnet waren und sind. Die dabei entstandene Gliederung der Produktion in kleine, sich selbst und dem Ganzen verantwortliche Gruppen führte zum "Vorsprung" der japanischen Industrie und war schließlich Gegenstand weitreichender Untersuchungen. Eine dieser Studien, vom MIT, nannte dies dann "lean production". Leider führt dieser Begriff durch die Übersetzung von "lean" mit "schlank" mancherorts zu irren Auswüchsen. Statt dem japanischen Modell entsprechend die Hierarchie im Unternehmen abzuflachen, wird das gesamte Konzept mit Personalkürzung gleichgesetzt. Nun ja, auch abkupfern will gelernt sein.

  6. Prinzip TOP

  7. Unter Gruppenarbeit versteht man also die Erledigung von bestimmten Arbeitsaufgaben oder Aufgabenbereichen in kleinen, überschaubaren Gruppen [4]. Dabei zeichnet sich eine gute Gruppenarbeit dadurch aus, daß das Ergebnis größer ist als die Summe seiner Teile. Entgegen der schon immer vorhandenen Zusammenarbeit in Gruppen, wird also versucht über die Verknüpfung von einzelnen Mitarbeitern zu homogenen und doch streitbaren Einheiten, eine bessere Ausnutzung der Humanreserven zu erreichen. In der Literatur wird häufig mit den verschiedenen Definitionen jongliert. So verwenden einige Autoren den Begriff Teamwork synonym. Andere wiederum definieren Teamwork als zeitlich begrenzte Gruppenarbeit zur Erledigung z.B. eines Projektes [5]. Nach landläufiger Definition versteht man unter effizienter Gruppenarbeit außerdem die Rückkoppelung innerhalb der Gruppe. D.h. ein Team beeinflußt seine Arbeitsleistung selbst, in dem es gemeinsam aus Fehlern lernt und intern die entsprechenden Verbesserungen durchsetzt.Erhält die Gruppe innerhalb des Betriebes außerdem die Kompetenz um die Steuerung, Regelung und Kontrolle bezüglich seiner Aufgabe selbst durchzuführen, spricht man von teilautonomer Gruppe, also eine Gruppe mit Selbststeuerungsfunktion [6].Entsprechend der Vielschichtigkeit des Themas, werden auch zur Gruppenarbeit viele verschiedene Ansätze verbreitet. So finden sich häufig folgende Unterscheidungen:

    • Projektgruppe (zeitlich begrenzte Gruppenarbeit zur Erledigung von Projekten)
    • Qualitätszirkel (Projektgruppe z.B. zur ISO 9000- Einführung)
    • Spitzenteams (Qualitativ höherwertige Gruppenarbeit)
    • usw.

    Meines Erachtens sind alle diese Ansätze nur Bestandteile eines Modells. Alle Gruppen funktionieren, bzw. funktionieren nicht, nach den gleichen Regeln. Es ist unwesentlich, ob die Zusammenarbeit dabei zeitlich begrenzt ist oder welche Arbeitsaufgabe es zu bewältigen gilt.

  8. Steuerung TOP

  9. Nun die o. g. prinzipielle Struktur effizienter Gruppenarbeit führt nun aber von einem der wichtigsten Steuerinstrumente weg. Da dem, ohne überheblich klingen zu wollen, durchschnittlichen Europäer die Prinzipien von Amae oder Giri vollständig fremd sind, ergäbe dies genau den Fall den viele Manager befürchten. Die komplette mittlere Führungsebene in den Unternehmen müßte entsorgt werden.Dies ist aber so nicht korrekt. Da Menschengruppen, besonders kommunikationsfreudige Gruppen, dazu neigen ein Problem zu zerreden statt es zu lösen, ist die Funktion eines Gruppenleiters besonders wichtig. Eine gute Gruppenarbeit bzw. Arbeitsgruppe zeichnet sich nämlich durch verschiedene, nach ihrer Begriffsbestimmung antagonistische Verhaltensweisen und Strukturen aus, deren Steuerung und Beeinflussung die vordringlichste Aufgabe einer modernen Führung ist; z. B.:

    • Trotz einer funktionierenden "Hackordnung", trotz ständiger gegenseitiger Unterordnung ist die Kommunikation ausgezeichnet
    • Obwohl jedes Gruppenmitglied für sich Individualist ist, werden auch Entscheidungen mitgetragen und weiterentwickelt, die gegen die eigenen Vorschläge und Meinungen stehen.
    • Trotz ständigem Leistungs- und Erfolgsdruck, werden die Leistungen der Gruppenmitglieder an ihren Erfolgen gemessen und entsprechend, auch intern, honoriert.
    • Obwohl ständig und immer Fehler passieren, wird das Augenmerk nicht auf die Suche eines Schuldigen, sondern auf die entsprechenden Änderungen gelegt.

    Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, wie vielschichtig die neuen Aufgaben des mittleren Management zukünftig sind. Man kann ja schließlich Teamleiter nicht nach folgendem Muster bestimmen: Man sperre alle Mitglieder in einen Raum, und wer sich zuerst muckst, ist der informelle Führer und damit zugleich Teamleiter.

  10. Vorteile TOP

  11. Bei konsequenter Durchsetzung von Gruppenarbeit im Unternehmen, führt diese zu Abflachung der Hierarchieebenen (lean -> flach). Durch die Integration der Entscheidungsprozesse in die Gruppe können große Teile besonders des "mittleren Management" eingespart bzw. für neue Aufgaben freigestellt werden.Wegen der ständigen Selbstüberwachung in direkter Produktionsnachbarschaft ergibt sich eine kontinuierliche Qualitäts- und Produktivitätssteigerung, außerdem resultiert aus den extrem kurzen Entscheidungswegen eine Flexibilitäterhöhung im Unternehmen. Mittels gemeinschaftlicher Nutzung von Einzelressourcen wie z.B. der Qualifikation, ergibt sich ein gesteigertes Bildungsniveau, sprich zusätzliches Fachwissen.Durch den Wegfall bzw. den Ersatz der bis dato praktizierten patriarchalischen Führungsstrukturen, die Einbindung der Beschäftigten in die betrieblichen Entscheidungsprozesse und die Verbesserung der Kommunikation wird eine Humanisierung der Produktion erreicht, die sich wiederum in gesteigerter Motivation der Mitarbeiter niederschlägt.

  12. Probleme TOP

  13. Die größten Probleme mit Gruppenarbeit ergeben sich bei der Einführung. So versuchen große Teile des Managements den Status quo im Unternehmen aufrecht zu erhalten und einen befürchteten "Machtverlust" zu verhindern. Dadurch ergibt sich eine mangelnde Konsequenz bei der Einführung der Gruppenarbeit, die wiederum viele Anstrengungen zum Scheitern verurteilt. Das selbe Problem zeichnet sich aber auch innerhalb der Gruppen ab. Da bei mangelhafter Führung sehr schnell eine neue "Hackordnung" entsteht, die dann zur "Ausgrenzung "schwächerer Gruppenmitglieder führt.

  14. Nachteile TOP

  15. Das sich herausbildende Gruppendenken kann bessere Ideen verhindern, da nach dem ersten deutschen Produktionsgesetz: "Haben wir immer so gemacht", Änderungen nun mal schwer durchzusetzen sind. Weiterhin kann es durch die Diskussionsfreudigkeit zu immensen Zeitverschwendungen innerhalb der Gruppe kommen. Im schlimmsten Fall führen Verhaltensweisen der Gruppe dazu, daß Aufgaben mangels einer Entscheidung einfach nicht bearbeitet oder beendet werden.

  16. Fazit TOP

  17. Zu leichtem bis mittelschwerem Unverständnis führt bei mir die Aufregung um dieses Thema. Verwunderlich ist, daß es erst eine amerikanische wissenschaftliche Studie geben muß, damit deutsche Manager einfachste Methoden zur Menschenführung lernen. Die Prinzipien der effizienten Gruppenarbeit sind seit vielen Jahrzehnten in den meisten Armeen dieser Welt im Einsatz:

    • Kleine Teams aus diversen Spezialisten erhalten eine Aufgabe und erledigen diese weitgehend in Eigenregie.

    Diese Definition könnte dabei meiner Meinung nach sowohl aus dem Handbuch für die Taktik mit kleinen Einheiten, als auch aus einem Organisationshandbuch stammen. Dabei sind die Ansätze, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, tatsächlich ähnlich. Mit einem Unterschied: Während nämlich Wirtschaftswissenschaftler bereits von der Abkehr vom Taylorismus reden, haben Armeen bereits erkannt, daß die effektivste Methode in einer Mischung beider Formen liegt.Spätestens mit der Einführung von Spezialeinheiten im zweiten Weltkrieg wie den deutschen Fallschirmjägern, den amerikanischen UDT (Underwater Demolition Team -> den Vorgängern der Seals) oder dem britischen SAS (Special Air Service) haben sich auf Grund schmerzhafter Erfahrungen bestimmte Organisationsstrukturen und Verhaltensweisen herausgebildet:

    • Die Loyalitäten innerhalb der Gruppen sind klar gegliedert. Der Einzelne ist dem Team verpflichtet, das Team der Einheit, die Einheit dem Corps usw.
    • Jedes Teammitglied ist auf seinem Fachgebiet ein absoluter Spezialist (z.B. Funker / Sanitäter usw.) und hat zumindest rudimentäre Kenntnisse auf allen anderen Fachgebieten.
    • Alle Aufgaben sind klar gegliedert, zugewiesen und werden durch den jeweiligem Spezialisten erledigt.
    • Spezialaufgaben werden von Spezialisten erledigt, alle anderen Teammitglieder unterstützen hier nur.
    • Bezüglich der Lösung einer Aufgabe "geben alle Teammitglieder ihren Senf dazu" die endgültige Entscheidung über die Durchführung trifft aber der Teamleiter.
    • Alle Vorkommnisse werden an alle weitergeleitet und jedes Mitglied reagiert.
    • Jeder weiß, daß er sich auf Jeden verlassen kann und muß.
    • Alle Verhaltensweisen sind auf der Erfahrung entstanden, daß Verstöße gegen die Regeln zu Todesfällen führen.
    • Innerhalb der Gruppe werden Spitzenleistungen inoffiziell gewürdigt.
    • Zu guter letzt gibt es in allen Einheiten Systeme und Methoden um Führungsqualitäten zu erkennen und zu nutzen.

    Diese wenigen Beispiele zeigen, daß neben der Zerlegung aller Aufgaben in einzelne Abschnitte und Bereiche (Taylor) die gebietsübergreifende Zusammenarbeit lediglich gleichwertig ist.Auf die Wirtschaft übertragen verändern sich die genannten Regeln eigentlich nur in der Bezeichnung. Verursacht z.B. ein Teamspieler in einem Produktionsbetrieb einen Fehler so führt dieses im leichtesten Fall zu Ausschuß im schlimmsten zu Todesfällen.Das Ergebnis einer vernünftigen Betrachtung kann, meiner Meinung nach, also nur folgendes sein:

    • Die vordringlichste Aufgabe ist zukünftig die Ausbildung von Führungsqualitäten im Management. Nur wer sich führen läßt, kann selbst führen.
    • Die Motivation der Mitarbeiter ist das entscheidende Kriterium für ein funktionierendes Team. Dabei spielt weniger, wie in Deutschland praktiziert, die reine Vergütung die entscheidende Rolle, sondern wesentlich ist: Wer für Mißerfolge geradestehen muß, soll auch an Erfolgen partizipieren.
    • In einem Unternehmen ist es wichtig ein System zu schaffen, das hilft die Spreu vom Weizen zu trennen und gute Teamspieler, d.h. zukünftige Führer zu fördern.
  18. Quellen & Literatur TOP

  19. [1] David Morell "Der fünfte Beruf" [aus dem engl. übersetzt von Helmut Bittner] München: Heyne Verlag, 1993
    [2] David Morell "Der fünfte Beruf" [aus dem engl. übersetzt von Helmut Bittner] München: Heyne Verlag, 1993
    [3] Sun Tsu "Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft: die Kunst der richtigen Strategie; der chinesische Klassiker/Sun Tsu" Bearb. von Thomas Cleary./ Dt. von Ingrid Fischer-Schreiber.- 3.Auflage, Freiburg im Breisgau: Bauer, 1993
    [4],[5],[6] www.tse-hamburg.de/Papers/Arbeit/Gruppenarbeit Zusammenfassung nach Thomas Breisig, Gruppenarbeit und ihre Regelung durch Betriebsvereinbarungen, Köln 1997 und kommentiert, K. Schmitz, 8.4.1997
    allgemeine Quellen

    - Dennis C. Kinlaw "Spitzenteams: Spitzenleistungen durch effizientes Teamwork" [aus dem engl. übersetzt von Sibylle Willcocks] Wiesbaden: Gabler,1993
    - Ulrich Klotz "Management by Potemkin: Lean Production - Modebegriff, Mythos oder Mißverständnis?"